wenn du zweifelst, freue dich by wolfgang rachbauer

wenn du zweifelst, freue dich by wolfgang rachbauer

Autor:wolfgang rachbauer
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Anton Pustet
veröffentlicht: 2014-11-15T00:00:00+00:00


Kapitel 13

Fragen, hinterfragen und Menschen führen

Entscheidungsfragen. Rhetorische Fragen. Sinnlose Fragen. Fangfragen. Offene Fragen. Dumme Fragen. Umfragen. Gewissensfragen. Haben Sie sich, liebe Leserinnen, liebe Leser, schon einmal gefragt, wie viele Arten von Fragen es eigentlich gibt? Nein? Ich tue es auch das erste Mal. Und ich kenne die Antwort – wieder einmal – nicht. Mir fällt nur eines ein: Erkenntnisgewinn. Ich ertappe mich immer wieder dabei – egal, in welchen Gesprächen oder Diskussionen –, dass ich viel mehr frage als sage. Ich nehme viel öfter die Position des Fragenden ein als des Erzählenden. Nicht immer – aber doch sehr oft. Fragen haben eine enorme Wirkung, denn sie bringen immer jemanden zum Nachdenken. Und die Antworten bringen oft einen Erkenntnisgewinn. Man wird also durch die Beantwortung der Fragen etwas gescheiter, etwas wissender.

Durch Fragen kann man aber auch ein Gespräch sehr gut „führen“. Anders formuliert: Durch Fragen kann man steuern, kann man das Gespräch dirigieren, kann man Menschen lenken. Man sagt, dass Kardinal Franz König Menschen durch Fragen geführt hat und dabei die sokratische Methode des Fragens anwendete. Diese geht auf den griechischen Philosophen Sokrates zurück, der durch Fragen lehrte.

„Für wen halten mich die Leute?“, lautet eine der berühmtesten Fragen. Sie wurde von Jesus gestellt und er richtete sie an seine Jünger. „Johannes, der Täufer“ und „Elija“, waren die Antworten. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, fragte Jesus weiter. Petrus antwortete: „Du bist der Messias.“ (Markus 8, 29) Ich glaube, dass Jesus mit vielen Fragen keinen Erkenntnisgewinn für sich erreichen wollte, sondern dass er durch Fragen führte und lehrte.

Jeder Vater und jede Mutter weiß, wie nervtötend und gleichzeitig interessant die Fragen von Kindern sein können. „Mama, wie kommt der Opa in den Himmel? Gibt es so lange Leitern?“ – „Papa, da sind so viele Geschenke unter dem Christbaum. Wie kann das Christkind so viele Packerl tragen?“ Und so fort.

Kinder lernen durch Fragen. Diese sind Teil ihrer Sozialisation und wichtig für ihr Heranwachsen. Doch auch wir Erwachsene sollten die Bedeutung von Fragen wieder erkennen. Wir sollten niemals aufhören zu fragen und damit andere zum Nachdenken zu zwingen. Und selbst vielleicht einen Erkenntnisgewinn dabei haben. Fragen sind zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Besonders im Glauben, in der Religion. Fragen sind oftmals Zeichen des Zweifels, aber sie zeigen auch, dass das Interesse an einer Erklärung vorhanden ist. Dass man interessiert ist an der Aufklärung eines Zustandes, den man nicht objektiv beurteilen kann oder mag. Besonders im Glauben, im wachsenden, aber auch im zweifelnden Glauben, ist das Fragen wichtig. Es ist kein Zeichen von Unglauben zu hinterfragen, sondern fragen bedeutet meist ehrliches Interesse. Und deshalb ermutige ich mich und auch andere immer wieder zu fragen und zu hinterfragen.



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